Von Port Vila aus sind wir heute mit einer ATR-72 nach Santo und von dort mit einer Twinotter-Maschine weiter nach Ambrym geflogen. Die Flüge waren einigermaßen abenteuerlich, vor allem der zweite Flug mit der scheinbar winzigen Machine war ein Erlebnis. Der weitere Verlauf wird zeigen, dass es aber auch noch kleiner und noch abenteuerlicher gehen kann 🙂 … Unser Zielflughafen Craig Cove verfügt über eine relativ gepflegte Start- und Landebahn aus Gras direkt am Wasser und als wir zur Landung ansetzen, ist uns allen etwas mulmig, da das Wasser immer näher kommt und keine Landebahn in Sicht ist. Es geht jedoch alles gut, auch der Flug war bis auf ein paar Holperer durch seitliche Winde sehr ok, wir hatten uns das schlimmer ausgemalt. In Craig Cove gelandet bestaunen wir die Graspiste, fotografieren das wieder startende „Modellflugzeug“ und werden von Jimmy und neugierigen Einheimischen sehr herzlich in Empfang genommen.

Ankunft in Craig Cove
Zügig werden die Taschen und Rucksäcke für die Fahrt nach Lalinda auf zwei Pickups verladen, wir finden unsere Plätze in der Fahrerkabine des zweiten Autos neben diversem Kram wie Eimer und Turnschuhe und einer Batterie wofür auch immer im Fußraum mit abenteuerlicher Verdrahtung. Die Fahrt führt durch aus unserer Sicht unwegsamen Dschungel und über Stock und Stein. Ab und zu fahren wir nah an der Küste entlang und für wenige Augenblicke können wir schwarzen Strand und dunkles Lavagestein sehen. Die hohen Palmen und der dichte Dschungel sind beeindruckend, ebenso wie die Fahrkünste unseres Fahrers und an mancher Stelle sehen wir Spinnen und deren Netze, die uns fast überlegen lassen, worauf wir uns da eingelassen haben. Die ersten Eindrücke sind so vielfältig, auffälligst ist die Freundlichkeit, die uns überall begegnet. Wir halten unterwegs noch an einem „Shop“ und decken uns für die folgenden Tage mit Crackern, Thunfisch und lustigen anderen Dingen in Dosen ein. Wir gönnen uns hier im Dschungel eine Tüte Cheesie-Flips. Da wussten wir noch nicht, wie sehr diese gekauften Sachen uns noch verfolgen würden.
In Lalinda angekommen können wir zum ersten Mal unser Zelt aufbauen. Der Aufbau klappt gut und so sind alle gut gelaunt auf den weiteren Verlauf gespannt. Das kleine Toilettenhäuschen am Rande der Wiese und die offene Dusche in Form einer Wasserleitung lassen uns erahnen, dass es noch spaßig werden wird. Wir ruckeln uns noch ein bisschen zurecht und gehen dann mit Anna und Matthias durch einen kleinen Trampelpfad hinunter zum Strand – überwältigt und fasziniert zugleich. Der Pazifik tost vor uns und uns liegt der schwarze Strand aus Lavagestein und angeschwemmten Treibgut zu Füßen.
BILD
Später gehen wir im Dorf zu einer Kava-Zeremonie. Kava ist eine Art Nationalgetränk, welches einen sehr intensiven moosigen Erdgeschmack hat und eine gewisse Taubheit der Lippen und Zunge verursacht. Es wird aus einer Wurzel gewonnen, die zu dort heimischen Pfeffergewächsen gehört. Traditionell wird die Wurzel dort so lang gekaut, bis sie weich ist und zusammen mit dem Speichel gesammelt, filtriert und diese Flüssigkeit danach getrunken. Eine weitere Art der Zubereitung ist das Stampfen der Wurzel mit etwas Wasser, beide Zubereitungen sind jedoch aufwändig und zeitintensiv. Getrunken wird Kava normalerweise nur von Männern. Für liebe Besuchergruppen wie wir es sind wird jedochn eine Ausnahme gemacht und es dürfen alle an der Zeremonie teilnehmen und auch Kava trinken. Da weitere Wirkungen wie z.B. Lichtempfindlichkeit in diesem Trunk stecken, meidet man dabei das Licht und sucht die Ruhe. Kava macht friedlich und vermutlich gibt es auch deshalb in Vanuatu kaum Kriminalität und andere Effekte der westlichen Welt. Die Zeremonie findet bei fast völliger Dunkelheit statt und es ist dabei so, dass man Kava nicht alleine trinkt. In Vanuatu wird Kava getrunken, wenn wichtige Themen besprochen werden müssen und so finden alle Themen eine friedliche Basis und friedlichen Ausgang. Zugegeben, die erste Schale schmeckt grauenhaft, es folgen jedoch noch Schale zwei und drei. Eine direkte Wirkung außer die beschriebene Taubheit von Lippen und Zunge stellt sich irgendwie noch nicht ein …
Mittlerweile ist es etwa 20 Uhr Ortszeit und wir sind zum Essen geladen. Es gibt viele leckere Sachen wie z.B. Bananenbrot und Bananenkuchen, Lap-Lap, Yams und Taro 🙂 Alles wurde aus Zutaten aus den dortigen Gärten mit viel Aufwand zum Teil im Erdofen zubereitet. Es fehlt uns an nichts und es schmeckt alles sehr sehr lecker 🙂
Nach dem Essen tritt zum ersten Mal ein Vulkan auf den Plan. Von unserer Zeltstadt aus sehen wir ein tief rotes Glühen in der Ferne, wenn Wolken direkt über den Benbow ziehen, den wir aber selbst noch nicht sehen können. Wir machen ein bisschen Fotoschule für Langzeitbelichtungen und sind fasziniert vom Schauspiel in der Ferne.
Für diesen Tag ist es dann langsam genug und wir gehen alle friedlich und voller Spannung auf den nächsten Tag schlafen.
🙂